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Gottes Gesetz kann nie geändert werden, denn Jesus sagte: “Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.” Matth. 5,18.
Indem Jesus die Frage stellte: “Was ziemt sich zu tun an den Sabbaten, Gutes oder Böses, das Leben erhalten oder verderben?” zeigte er, daß er den bösen Pharisäern, die ihn anklagten, ins Herz schauen konnte. Während er suchte, durch das Heilen des Kranken Leben zu erhalten, waren sie bemüht, ihn zu töten und somit Leben zu verderben. War es besser, am Sabbat zu töten, wie sie es planten oder Kranke zu heilen, wie Jesus es tat? War es besser, an Gottes heiligem Tage Mordgedanken zu heben, als alle Menschen zu lieben mit einer Liebe, die sich durch Werke der Güte und Barmherzigkeit bekundet?
Die Juden beschuldigten Jesus etliche Male der Sabbatschändung. Oft suchten sie ihn zu töten, weil er den Sabbat nicht ihren Satzungen gemäß hielt. Doch das machte ihm nichts aus; er hielt den Sabbat, wie Gott es verlangte.
In Jerusalem war ein großer Teich, Bethesda genannt. Dieser Teich wurde zu gewissen Zeiten bewegt und man glaubte, daß ein Engel des Herrn hernieder käme und das Wasser bewegte, und daß der erste, welcher nach einer solchen Bewegung ins Wasser trat, geheilt würde von einer jeglichen Krankheit, die ihm anhaftete. Große Scharen Kranker kamen an diesen Ort in der Hoffnung geheilt zu werden; doch die meisten von ihnen wurden enttäuscht. Bei der Bewegung des Wassers entstand ein solcher Andrang, daß viele nicht einmal den Rand des Teiches erreichen konnten.
An einem Sabbattage kam Jesus an diesen Teich. Als er die armen Leidenden dort sah, emfand er großes Mitleid. Besonders ein Mann schien ihm elender zu sein als die andern. 38 Jahre war dieser ein hilfloser Krüppel gewesen. Kein Arzt konnte ihn heilen. Viele Male war er nach Bethesda gebracht worden, wenn sich aber das Wasser bewegte, stieg ein anderer vor ihm hinein. An diesem Sabbat hatte er wiederum versucht, den Teich zu erreichen, aber vergebens. Jesus sah ihn, als er nach der ihm als Bett dienenden Matte zurückkroch. Seine Kräfte waren beinahe erschöpft. Wenn ihm nicht bald Hilfe zuteil würde, dann müsste er sterben. Als er so dalag und dann und wann nach dem Teich hinüberschaute, beugte sich ein liebevolles Angesicht über ihn und er hörte eine Stimme sagen: “Willst du gesund werden?” Traurig antwortete der Mann: “Herr, ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich in den Teich lasse; und wenn ich komme, so steigt ein anderer vor mir hinein.” Er wußte nicht, daß der, der neben ihm stand, nicht nur einen sondern alle heilen konnte, die zu ihm kommen würden.
Christus sagte zu dem Kranken; “Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!” Sofort versuchte dieser, dem Befehle nachzukommen, und er bekam Kraft. Er sprang auf und fand, daß er stehen und gehen konnte. Welch eine Freude war das! Er hob sein Bett auf und eilte, bei jedem Schritt Gott lobend, von dannen. Bald traf er einige Pharisäer und erzählte ihnen von seiner wunderbaren Heilung. Sie schienen sich nicht darüber zu freuen, sondern tadelten ihn, weil er am Sabbat sein Bett trug. Der Mann aber antwortete: “Der mich gesund machte, der sprach zu mir: Nimm dein Bett und gehe hin!” Joh. 5,1-11. Da zürnten sie ihm nicht länger, sondern gaben dem die Schuld, der ihn geheißen hatte, sein Bett am Sabbat zu tragen.
Zu Jerusalem, wo der Heiland sich jetzt befand, wohnten viele gelehrte Rabbiner. Hier wurden ihre falschen Begriffe betreffs des Sabbats dem Volke beigebracht. Große Scharen kamen, um im Tempel anzubeten, und auf diese Weise wurden die Lehren der Rabbiner allgemein verbreitet. Jesus wollte diese Irrtümer berichtigen. Aus diesem Grunde heilte er den Mann am Sabbattage und gebot ihm, sein Bett aufzunehmen. Er wußte, daß diese Handlung die Aufmerksamkeit der Rabbiner erregen und ihm dadurch eine Gelegenheit gegeben würde, sie zu belehren. Und so kam es auch. Die Pharisäer brachten Jesus vor den Hohen Rat der Juden, damit er sich wegen der Sabbatschändung verantwortete. Der Heiland erklärte, daß er in Übereinstimmung mit dem Sabbatgebot und dem Willen und Wirken Gottes gehandelt habe. “Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch,” sagte er. Joh. 5,17.
Gott wirkt beständig, indem er alle lebende Kreatur erhält. Sollte sein Werk am Sabbattage aufhören? Sollte Gott der Sonne verbieten, ihr Amt am Sabbat auszuüben? Sollte er es verhindern, daß ihre Strahlen die Erde erwärmen und die Pflanzenwelt beleben? Sollten die Bäche aufhören, das Land zu bewässern und die Meereswogen ihr Ebben und Fluten einstellen? Sollte das Getreide das Wachsen am Sabbat einstellen und die Bäume und Blumen keine Knospen und Blüten treiben?
Dann würde der Mensch die Früchte der Erde und die Segnungen, welche sein Leben erhalten, entbehren. Die Natur muß ihr Werk fortsetzen oder der Mensch muß sterben. Der Mensch hat aber auch an diesem Tage ein Werk zu tun. Die Notwendigkeiten des Lebens müssen besorgt, Kranke gepflegt und den Bedürfnissen der Notleidenden muß abgeholfen werden. Gott will nicht, daß seine Geschöpfe auch nur eine Stunde Schmerzen leiden, wenn diese am Sabbat oder an irgendeinem andern Tage gestillt werden können.
Die Arbeit des Himmels hört nie auf, und wir sollten nie aufhören, etwas Gutes zu tun. Das Gesetz verbietet uns, am Ruhetag des Herrn unser eigenes Geschäft zu betreiben. Das Schaffen für den Lebensunterhalt muß unterbrochen werden; kein Streben nach irdischem Vergnügen oder Gewinn ist an diesem Tage erlaubt. Aber der Sabbat soll nicht in nutzloser Untätigkeit verbracht werden. Wie Gott sein Schöpfungswerk beschloß und am Sabbat ruhte, so sollen auch wir ruhen. Er gebietet uns, unsre täglichen Beschäftigungen beiseite zu legen und die heiligen Stunden gesunder Ruhe dem Gottesdienst und guten Werken zu widmen.
aus: “Christus unser Heiland” von Ellen G. White, S. 63 - 71
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